Endlich Nachwuchs?

Ein Kommentar von Paul Lohberger

Zur Überraschung mancher Abteilungen sucht die ORF-Zentrale nun wieder Nachwuchs http://jobs.orf.at/job255.html. Trainees sollen ein Jahr lang durch verschiedene Unternehmensbereiche wandern und zu »trimedialen« Journalisten ausgebildet werden. Die Ausschreibung wirft Fragen auf:

Erstens: Ich selber bin voll ausgelasteter freier Mitarbeiter für mehrere Redaktionen, verdiene vermutlich weniger als ein Trainee, habe auch keine Perspektive auf Anstellung. Parallel werden ältere Kollegen entlassen (Golden Handshake), die Posten eingespart. Es soll weiter gespart werden.

Nach einem Jahr übernimmt wahrscheinlich eine neue Generation die Aufgaben der Trainees. Wo soll dann der breit ausgebildete Nachwuchs hin? Ich habe Jahre gebraucht, um das entsprechende Umfeld für meine Themen zu finden.

Zweitens: Ich erinnere mich an einen Kollegen, der nach einem Praktikum zwischen den Abteilungen herumgereicht wurde – sein Status blieb der eines Praktikanten respektive Trainees, seine Arbeit war vollwertig und Vollzeit. Um ihn zu halten und den Praktikantenstatus zu erhalten, bekam er immer wieder Ausbildungsmodule finanziert. Schließlich wechselte der Kollege in die Onlineredaktion einer großen Tageszeitung, wo ihm seine multimediale Praxis beim ORF zugute kam.

FAZIT:
Der ORF hätte bereits jede Menge „Nachwuchs“, allerdings müssen diese Leute mit schlechter Bezahlung und in großer Unsicherheit arbeiten. Der neu rekrutierte Nachwuchs kann kaum mit besseren Voraussetzungen rechnen, eher wird es für alle schlechter.
Die zentrale Ausschreibung wirkt nicht, als würde sie diese Realitäten des Sendebetriebs verstehen. So kommt es, dass der ORF das Personal für andere Medienbetriebe ausbildet.

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